Spleen Royale by Tania Kibermanis

Autor:Tania Kibermanis
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783644400337
Herausgeber: Rowohlt E-Book

«Das stand alles schon in meiner AGB!»

Beziehungen und Freundschaften mit Exzentrikern

«Madam, mein ganzes Leben lang suche ich nach einem Menschen, der keine Bratensoße mag. Lassen Sie uns ewige Freundschaft schwören.»

Reverend Sydney Smith

Ist es mit Exzentrikern überhaupt auszuhalten? Und wenn sich zwei Exzentriker anfreunden oder gar verlieben – kann das gutgehen? Eins vorweg: Zwei hochkomplexe Betriebssysteme verschiedener Bauarten sind selten kompatibel, auch wenn sie auf den ersten Blick so wirken. Es ist ebenfalls ein Trugschluss zu denken, dass sich zwei Verschrobene nur aus dem Grund gut vertragen müssten, weil sie mit dem Rest der Welt weniger anfangen können und umgekehrt. Schon das solistische Exzentrikerdasein ist ja einigermaßen unvereinbar mit der Welt. Aber es ist nicht nur die Eigenartigkeit, sondern auch ihr Maß, die den Exzentriker bestimmt. Und es kommt natürlich immer darauf an, welche Exzentrikertypen aufeinanderkrachen: Zwei Dandys kämen wunderbar miteinander aus, weil sich ihre Vorlieben auf den äußeren Rahmen kaprizieren, auf Lebensstil, Kleidung, Umgebung. Wahrscheinlich könnte ein Dandy überhaupt nur mit einem anderen Dandy leben. Ein mittelbesessener Baumeister hielte es sicher gut mit einer verrückten Katzenfrau aus. Zwei Dorftrottel dagegen würden kaum ein gemeinsames Lebensglück finden. Und könnte man sich gar ein ganzes Exzentrikerrudel vorstellen? Wohl eher nicht, denn dafür hat jeder viel zu ausgeprägte Eigenheiten – man führe sich nur einmal kurz einen schwäbischen Tüftler vor Augen, der mit Nina Hagen und Marilyn Manson zusammengesteckt würde. Undenkbar!

Sowohl in Beziehungen als auch in Freundschaften ist der Exzentriker zudem kaum vom Egozentriker zu unterscheiden. Denn nichts ist für einen Exzentriker erdrückender als Fremdbestimmung – wozu auch schon das unschuldige Anmelden eigener Bedürfnisse eines Partners zählen kann. Der Exzentriker mag vielleicht ein Meister auf seinem Fachgebiet sein – Zwischenmenschliches beherrscht er äußerst schlecht. Sich mal auf die anderen statt die eigenen Themen einzulassen, die eigene Haltung einem anderen Menschen zuliebe etwas biegsamer zu gestalten oder am eigenen Hochzeitstag ausnahmsweise nicht im Bastelrefugium zu verschwinden – das gehört alles nicht in seinen Kompetenzbereich. Zudem nimmt ein Exzentriker sowieso schon mehr Reize auf als andere Menschen, und in ihm arbeitet beständig eine kleine Gedankenmanufaktur. Wenn dann auch noch einer kommt, der Aufmerksamkeit will, kann das schnell zu viel sein. Klingt hässlich, muss aber hier gesagt werden: Exzentriker sind in Beziehungen ausgesprochen rücksichtslos. Kompromisse? Bloß nicht. Exzentriker spielen nach ihren eigenen Regeln. Wenn der andere mitspielt: fein. Wenn nicht, dann spielen sie eben alleine weiter. Doch solange der andere das Bedürfnis des Exzentrikers nach totaler Autonomie berücksichtigt, kann das ein ganzes Leben lang miteinander wunderbar funktionieren.

Oldham und Morris beschreiben Exzentriker in Beziehungen folgendermaßen: «Tatsache ist, dass exzentrische Menschen andere nicht unbedingt brauchen, und ganz bestimmt brauchen sie sie nicht, um ihrem Leben eine Bestimmung, eine Richtung oder einen Sinn zu geben. Sie gehen ihren eigenen Weg – mit oder ohne Beziehungen. Exzentrische Menschen berichten oft, dass sie sich einsam fühlen. Sie wissen, dass andere sich mit ihren eigentümlichen Ideen und ihrer exzentrischen Intensität nicht wohl fühlen. Es kann sein, dass der Partner nicht in der Lage ist, ihre Eigenarten zu tolerieren. Manchmal beklagen die Partner

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